Die Geschichte der Ölmühle Wern
Getreidemühle und Stampfmühle
Die Familie Wern kam nach dem 30-jährigen Krieg im Rahmen einer Anwerbung der Grafen von Nassau-Saarbrücken aus dem Berner Oberland nach Fürth ins heutige Saarland.
Adam Wern (1782–1855) baute 1841 mit seinem Sohn Johann (1814–1877) am Osterbach eine Getreidemühle.
Im Jahre 1856 erweiterte Johann die Mühle um eine Ölmühle, die eine Stampfmühle war. Beide waren auch als Ackerer tätig.
Wasserrecht
Antrieb der Mühlen
Der Antrieb sowohl von Getreide- und Ölmühle erfolgte bis zur Nutzung von elektrischem Strom über zwei Wasserräder.
Das heute in der historischen Ölmühle Wern noch vorhandene und einsatzbereite Wasserrad ist ein sogenanntes Zuppinger-Rad, das zum ersten Mal mit angewinkelten Schaufeln arbeitete und auf das Patent von Walter Zuppinger basiert. Das Wasserrad hat einen Durchmesser von ca. vier Metern und eine Schaufelbreite von rund einem Meter.
Es ist ein sogenanntes mittelschlächtiges Rad, das sich gegen den Uhrzeigersinn dreht und eine Antriebskraft von ca. 4 kw entwickelt.
Historische Ölgewinnung
Nachdem die Getreidemühle im Jahre 1923 wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen worden war, wurde in dem vorhandenen Mühlengebäude die Stampfmühle durch eine Stempelpressenanlage ersetzt.
Diese Anlage basierte bei der Ölpressung auf hydraulischem Druck (bis zu 300 bar), der in Hochdruckpumpen erzeugt wurde. Die Pressung erfolgt mit sogenannten Press-Seihern, dickwandige Rohrstücke mit Tausenden von Löchern. In diese Gefäße wurde die Ölsaat lagenweise eingebracht und dann mit dem genannten Druck ausgepresst.
Falls Sie sich noch genauer
über die historische Ölmühle informieren möchten,
finden Sie hier weiterführende Informationen:
In der Ölmühle Wern wurden als Ölfrüchte Raps, Mohn und in den Kriegsjahren Buchecker verarbeitet. Die Früchte Raps und Mohn wurden in der Schrotmühle geschrotet bzw. gequetscht.
Es fand nicht, wie oftmals angenommen und auch in Getreidemühlen üblich, ein Mahlvorgang statt, sondern es wurde durch das Quetschen der Früchte ein Öffnen der Fruchtschale bewirkt. Die vorhandene Schrotmühle wurde von der Firma L. A. Riedinger aus Augsburg um das Jahr 1915 gebaut. Nach dem Schroten der Früchte wurde im Ölsaatenwärmer eine Erhitzung auf ca. 60 C vorgenommen.
Mit dieser schwachen Erwärmung sollte der Ölertrag gesteigert werden.
Somit wurde ein weitgehend kaltgeschlagenes Öl hergestellt. Kaltgeschlagene Öle sind im heutigen Marktangebot wesentlich teurer als solche, die mit Hilfe chemischer Prozesse hergestellt werden.
Der Ölsaatenwärmer ist mit einem Rührwerk versehen. Damit wurde vermieden, dass es bei zu starker Befeuerung zum Anbrennen des Ölfruchtgemisches kam. Der Wärmeofen stammt aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts und wurde von der Firma J. Dieffenbacher, Eppingen hergestellt. Das Rührwerk wurde im Jahre 1948 nachgerüstet. Die erwärmten Ölfrüchte wurden im nachfolgenden Produktionsgang an der Pressenstation ausgepresst und damit das Öl gewonnen.
Dazu wurden die erwärmten Ölfrüchte in Mengen, die einem kleinen Schaufelinhalt entsprachen, in die Pressgefäße (Press-Seiher) eingefüllt. Diese Press-Seiher bestehen aus einem mit vielen Löchern versehenen Rohreinsatz. Zwischen jede Ration der in die Pressgefäße eingefüllten Ölfrüchte wurden Rosshaarpressdeckel gelegt. Oben und unten wurde der Press-Seiher durch zwei dicke runde Eisenplatten verschlossen.
Dieser Produktionsvorgang erfolgte auf dem sogenannten Füll- und Vortisch. Die gefüllten Pressgefäße wurden in die hydraulische Pressenstation eingestellt. Das Öl wurde durch Hochfahren des Pressenstuhles gegen die Kolben aus dem Ölfruchtgemisch herausgepresst und durch den mit Löchern versehenen Rohreinsatz in die Ölauffangschale abgeleitet.
Der hierzu notwendige Pressdruck wurde durch eine wasserhydraulische Press- pumpe erzeugt. Diese Pumpe wurde bis zu einem Betriebsdruck von ca. 300 bar gefahren.
Mit dem an der zweiten Presspumpe erzeugten Druck wurde über den hydraulischen Vor- und Ausdrückapparat, der Teil der Pressenstation ist, die gepressten Fruchtrückstände aus den Press-Seihern herausgedrückt.
Die hydraulische Ölpresse, der Vor- und Ausdruckapparat sowie die beiden Presspumpen sind Maschinen der Firma J. Dieffenbacher und wurden in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt.
Die über den Vor- und Ausdruckapparat aus den Pressgefäßen herausgedrückten Fruchtrückstände fielen infolge der lagenweisen Einbringung als sog. Ölkuchen an und enthielten noch einen hohen Anteil an Ölbestandteilen. Deswegen wurden diese Ölkuchen im sog. Kollergang (Titelbild) zerkleinert. Die zerkleinerten Ölkuchen wurden am Ölsaatenwärmer erneut erhitzt und danach, wie oben beschrieben, einem zweiten Pressvorgang unterzogen, wobei neben dem Öl dann Ölkuchen als Abfallprodukt anfielen.
Der Antrieb der Ölmühle wurde seit Gründung im Jahre 1841 durch Wasserkraft bewirkt. Hierzu war eine Wasserzuleitung durch einen Mühlengraben und eine Staumöglichkeit mit Hilfe eines Stauwehres notwendig. Das Wehr befindet sich ca. 250 m bachaufwärts vom Mühlengelände entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die zur Zeit bestehende Anstauung der Oster reicht von der Stauhöhe her nicht aus, um Wasser über den auch heute noch bestehenden Mühlengraben der Mühle zuzuleiten. Das Wasser wurde über den Mühlengraben in das sog. Wasserhaus geleitet, wo ein mittelschlächtiges Mühlenrad die Mühle antrieb. Der Antrieb erfolgte über ein heute nicht mehr vorhandenes Schwungrad auf die sog. Transmission. Die Leistung des Wasserrades lag bei ca. 3 – 4 PS.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein Elektromotor installiert, mit dem der Mühlenbetrieb von der Wasserführung der Oster unabhängig wurde. Er befand sich an fast der gleichen Stelle, an der heute ein alter Schleifringmotor zu Demonstrationszwecken die Mühle antreibt.
Alle Aggregate wurden über Transmissionsriemen betrieben. An jeder Maschine befand sich ein zweites leerlaufendes Rad, mit dem diese „ein- und ausgeschaltet“ werden konnte.
Bei einer Verarbeitung von 100 kg Raps wurden ca. 36l Öl gewonnen. Bei Bucheckern war der Ertrag mit ca. 12l aus 100 kg deutlich geringer.
Als Abfallprodukt entstanden in jedem Falle Ölkuchen, die als Viehfutter an die Landwirtschaft verkauft wurden.